Kinder haben oft ihre eigene Vorstellung von Ordnung. Wenn Du Dich fragst, wie Du Dein Kind dazu bringen kannst, sein Spielzeug regelmäßig aufzuräumen, solltest Du Dir zuerst an die eigene Nase fassen. Denn wer seinen Kindern Ordnung vorlebt, wird es beim Spielzeug Aufräumen leichter haben. In diesem Beitrag erfährst Du, wie Du im Kinderzimmer für eine kinderleicht zu verstehende Ordnung sorgen kannst und dadurch im Alltag einige Zeit und Nerven sparst.
Um Spielzeug aufzuräumen und diese Ordnung beizubehalten, gilt es als wichtige Regel, dass die Eltern ihnen Ordnung vorleben. Das gemeinsame Aufräumen zwischen Eltern und Kind in einer positiven Atmosphäre festigt die familiäre Bindung und die Alltagsroutine des Kindes.
Das Aufräumen von Spielzeug birgt in vielen Familien deshalb so viel Konfliktpotenzial, weil sich die Auffassung von Ordnung zwischen Kindern und ihren Eltern oftmals wesentlich unterscheidet. In diesem Beitrag geht es darum, wie Du Deinem Kind einen ordentlichen Lebensstil beibringst, damit die ganze Familie mehr Spaß am Spielzeug Aufräumen hat.
Warum ist Spielzeug aufräumen für Kinder so wichtig?

Der Spruch “Ordnung ist das halbe Leben” ist genau so ausgelutscht wie er zutreffend ist. Das Problem ist nur, dass viele Menschen diese Aussage zwar immer wieder zitieren, aber dennoch nicht danach leben. Der Grund? – Sie haben ihn nicht verinnerlicht. Der Wunsch nach Ordnung entsteht bei Vielen von uns immer erst dann, wenn der Blick auf das Chaos nicht mehr zu ertragen ist.
Und wer kann Ordnung besser lernen als die lieben Kleinen?
Zahlreiche Studien belegen, dass die ersten Lebensjahre prägend für die weitere Entwicklung von Kindern sind. Hier werden die Weichen für das spätere Leben gelegt. Wichtig dabei ist es aber, dass sie das Gelernte mit positiven Erfahrungen verbinden. Und das trifft ebenfalls auf das Thema Ordnung zu. Eine Studie mit drei- bis vierjährigen britischen Zwillingen hat ergeben, dass eine chaotische Umgebung sogar die intellektuelle Entwicklung von Kindern hemmt.
Nicht nur deshalb solltest Du Deine Kinder schon früh Ordnung lehren und diese mit positiven Erfahrungen verbinden. Denn damit lernen sie eine Fähigkeit, die sie ihr Leben lang beibehalten werden.
1. Lebe Deinen Kindern Ordnung vor

Wenn der Rest des Haushaltes unordentlich ist, wird Dein Kind dies als Normalität ansehen. Als Eltern sind wir Vorbilder für unsere Kinder (auch wenn das nicht immer erkennbar ist 😊). Wir alle eifern unseren Vorbildern nach. Was sie machen, wollen wir auch machen. Und wenn sie es nicht machen, halten wir es auch nicht für erstrebenswert.
Damit Dein Kind also lernt, sein Spielzeug aufzuräumen, musst Du es ihm vormachen. Und damit meine ich nicht nur das Spielzeug. Deine Wohnung muss ein gewisses Maß an Ordnung vorweisen:
- Du solltest in der Lage sein, unbenötigten Kram zu beseitigen.
- Jeder Gegenstand Deines Haushaltes sollte einen festgelegten Platz haben und in der Regel auch die meiste Zeit dort zu finden sein.
- Ebenfalls musst Du einen gewissen Reinigungsstandard halten.
Eines Tages sagte meine damals dreijährige Tochter “Unser Badezimmer ist total dreckig”. Das zeigte mir einerseits, dass es dringend mal wieder Zeit für eine Putzaktion war. Andererseits verdeutlicht es, dass die Wahrnehmung im Hinblick auf Ordnung und Hygiene bei Kleinkindern nicht zu unterschätzen ist. Natürlich fühlte ich mich bei der Ehre gepackt und beseitigte den Missstand umgehend. Denn ich wollte ein gutes Vorbild für meine Tochter sein.
Wenn Du lernen möchtest, wie Du systematisch für Ordnung im Haus sorgen kannst, dann lies meinen Beitrag Richtig aufräumen – Schaffe Ordnung mit System.
Sei auch Du ein gutes Vorbild für Deine Kinder! Führst Du einen ordnungsbewussten Haushalt, wird die Motivation Deiner Kinder zum Spielzeug Aufräumen von alleine kommen.
2. Spielzeug ausräumen und einen Überblick verschaffen
Spielzeug aufzuräumen macht nur dann Sinn, wenn es auch wirklich benutzt wird. Figuren, Spiele und Stofftiere, mit dem Deine Kinder nicht (mehr) spielen, sollten daher das Kinderzimmer so schnell wie möglich verlassen. Sobald Du also den größten Teil den größten Teil Deines Haushaltes in Ordnung gebracht hast und Du damit als “gutes Vorbild” für Dein Kind durchgehst, könnt Ihr Euch gemeinsam auf das Kinderzimmer stürzen.
Das bedeutet im ersten Schritt: Verschafft euch einen Überblick über sämtliches Spielzeug. Denn nur wenn Dein Kind auf einen Blick alle Spielzeuge sieht, bekommt es ein Gefühl für die Masse an Kram. Dann fällt es auch leichter, loszulassen. Räume also alle Schränke und Regale kategorienweise aus und beginne damit, auszumisten.
3. Spielzeug ausmisten

Sich von Spielzeug zu trennen, ist der wichtigste Bestandteil der Aufräumarbeit. Du wirst sehen: Es fällt Deinen Kindern leichter als gedacht. Ich behaupte sogar, sie werden es Dir im Nachhinein dadurch danken, dass sie ausgeglichener sein werden. Denn die Anhäufung von Spielzeug führt zu Reizüberflutung. Und das bedeutet Stress.
Wenn das Spielzeug also vollständig auf dem Teppich liegt, setzt Du Dich mit Deinem Kind hin, nimmst jedes einzelne Spielzeug in die Hand und fragst: Aufbewahren oder Wegwerfen?
Sorge dabei für eine angenehme Atmosphäre. Beispiele:
- Erzähle eine Geschichte während des Aussortierens.
- Mache Deinem Kind deutlich, dass sich andere Kinder riesig darüber freuen werden, das aussortierte Spielzeug geschenkt zu bekommen.
- Lass im Hintergrund Kinderlieder oder ein Hörspiel laufen.
Es gibt diese vier Gründe dafür, dass der jeweilige Spielzeugartikel seine Pflicht getan hat und aussortiert werden kann:
- Er ist stark beschädigt bzw. funktioniert nicht mehr. In dem Fall dürfte die Entscheidung nicht schwer fallen.
- Das Spielzeug ist nicht mehr altersgerecht: Die Interessen Deines Kindes haben sich verändert.
- Dein Kind spielt nur ab und zu mit dem Gegenstand. Aber eigentlich macht es auch keinen Unterschied, wenn er nicht mehr da wäre.
- Mit dieser Art von Spielzeug spielt es gerne und häufig; es hat aber so viele Artikel davon, dass man hier auch ausdünnen kann.
Wichtig ist, dass die Entscheidung bei Deinem Kind bleibt. Hier und dort kannst Du gerne Deine Überzeugungskünste zum Ausmisten einbringen. Aber am Ende lernen Deine Kinder nur dann aufzuräumen, wenn sie selbst entschieden haben. Denn natürlich geht es zunächst darum, kurzfristig das Kinderzimmer in Ordnung zu bringen. Aber der Lernprozess, selbstständig Ordnung zu schaffen und zu halten, hat eine wesentlich nachhaltigere Wirkung auf das Leben Deines Kindes.
Überlege in Zweifelsfällen gemeinsam mit Deinem Kind, wie lange das Spielzeug schon nicht mehr genutzt wurde. Die Regel lautet: Alles, was mehr als ein Jahr ungenutzt ist, sollte aussortiert werden.
Miste regelmäßig aus
So rasant wie Deine Kinder sich weiterentwickeln, so schnell ändern sich auch ihre Vorlieben und Spielgewohnheiten. Miste deshalb regelmäßig aus. Mindestens einmal im Jahr. Ein minimalistisches Kinderzimmer, in dem Dein Kind stets weiß, wo alles liegt, wird am Ende immer eine positivere Wirkung auf Deine Kinder haben.
Wohin mit dem aussortierten Spielzeug?
Um Spielzeug loszuwerden, nutze ich normalerweise ebay-Kleinanzeigen. Je nach Zustand kannst Du es dort verschenken oder durch einen Verkauf die Spardose Deines Kindes aufbessern. Ansonsten kannst Du Spielzeug auch an Sozialkaufhäuser oder andere Einrichtungen spenden.
Die Internetseite wohindamit.org zeigt Dir, wo Du welche Art von Sachspenden abgeben kannst: Du gibst Deine Postleitzahl an und wählst die Kategorie „Spielzeug“ aus. Dann werden Dir auf einer mit der Seite verknüpften Google Maps Karte die Alternativen für Deine Spenden angezeigt. Um sicher zu sein, dass Deine Spenden seriös behandelt werden, empfehle ich Dir die Seite des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. Dort findest Du eine Liste aller eingetragenen Einrichtungen. Zu den bekanntesten Einrichtungen gehören Caritas, Johanniter, Deutsches Rotes Kreuz und UNICEF.)
4. Kinderzimmer in Kategorien einteilen

In Zimmern von Kleinkindern gibt es in der Regel mindestens vier Kategorien
- Spielzeug und Gesellschaftsspiele
- Stofftiere
- Bastelmaterial
- Bücher
Idealerweise sollte es im Kinderzimmer eine Grundordnung geben, die diese Kategorien erkennen lassen. Denn auch wenn wir oft mehr von unseren Kindern erwarten können als wir glauben: Spielzeug und andere Artikel aufzuräumen ist für kleine Kinder eine schwierige Aufgabe, die mehrere Arbeitsschritte beinhaltet. Deshalb sollte der Vorgang so einfach wie möglich gestaltet werden.
Beim Aufräumen in Kategorien zu denken, ist daher nicht nur für Kinder empfehlenswert. Was bringt es, zwei verschiedene Orte für Bücher zu haben? – Nichts, außer dass man den Überblick verliert. Was passiert, wenn die Schleich-Tiere in drei verschiedenen Ecken des Kinderzimmers liegen? – Dein Kind wird beim Aufräumen schnell überfordert sein.
Sortiere darum mit Deinem Kind jegliches Spielzeug möglichst in einem dafür vorgesehenen Regal ein. Für Bücher sollte es ebenfalls ein separates Regal geben. Besorge Dir eine oder zwei Kisten für Kuscheltiere und platziere Bastelmaterial in einer dafür vorgesehenen Schublade.
Wie Du für Ordnung im Haushalt sorgst, bevor Dein Kind damit beginnt alles aus den Schränken auszuräumen, kannst Du in meinem Beitrag 10 hilfreiche Tipps für die perfekte Ordnung mit Baby erfahren.
5. Besorge Dir Kisten, Körbe und Schachteln für das Spielzeug

Für unsere Kinder hat sich das Kallax-Regal von IKEA bewährt. Die zugehörigen Kisten und Türeinsätze haben die perfekte Größe für Spielzeug jeder Art. Eine große Auswahl findest Du auf Amazon. Eine Kiste für Schleich-Tiere. Eine andere für Stofftiere. Hinter einem Türeinsatz kannst Du Spiele verstauen und die Schubladen eignen sich für Wasserfarbe, Buntstifte und anderes Bastelmaterial.
Doch egal, welches Ordnungssystem Du verwendest: Wichtig ist, dass jeder Artikel seinen eigenen Platz hat. Damit es für Dein Kind leichter wird, das Spielzeug zuzuordnen, kannst Du ein Foto von dem Inhalt ausdrucken und dieses auf die zugehörige Kiste aufkleben.
6. Nicht schimpfen!
Auch mir ist es zu oft passiert: Ich betrete das Kinderzimmer und werde angesichts des Chaos von meinen Emotionen übermannt: “WIE SIEHT’S DENN HIER AUS?!” Einen größeren Fehler kann man nicht machen, wenn man seinem Kind ein gutes Gefühl beim Aufräumen vermitteln möchte. Auf keinen Fall wird Dein Kind nach so einer Frage motiviert aufräumen. Im Gegenteil: Du erreichst damit nur, dass sich Dein Kind minderwertig und schlecht fühlt.
Bevor Du also gleich los schimpfst, atme einmal tief durch und sammle Dich. Dann verlässt Du die Beziehungsebene und gehst zur Sachebene über: “Hier wurde ja ausgiebig gespielt. Lass uns doch mal gemeinsam wieder für Ordnung sorgen. Mit Wertschätzung wirst Du immer besser fahren als mit negativen Emotionen.
7. Begleite Deine Kinder beim Aufräumen altersgerecht
Sei Dir bewusst: Was Du beim Ordnung halten als selbstverständlich betrachtest, muss Dein Kind unter Umständen noch lernen. Übe Dich daher in Geduld und begleite Dein Kind beim Spielzeug aufräumen. Du bist die Lehrerin. Dein Kind ist der Schüler.
Ihr könnt zum Beispiel nach Kategorien vorgehen: “Lass uns mal gemeinsam diese Kiste mit Stofftieren füllen. Wir suchen alle Kuscheltiere zusammen und legen sie in die Kiste”. Oder Ihr räumt die einzelnen Bereiche des Kinderzimmers auf: “Hier in dieser Spielecke sorgen wir beide jetzt für Ordnung”.
Da meine Tochter schon immer sehr eigenwillig war, stelle ich sie gerne vor Alternativen. Dadurch, dass sie die Entscheidung trifft, steigt ihre Motivation: “Möchtest Du zuerst die Bücher oder die Legosteine aufräumen?”.
Wie Du Deine Kinder dabei unterstützen kannst, Ordnung zu lernen, liest Du in meinem Artikel Ordnung mit Kindern – Aufräumen ganz ohne Geschrei.
8. Sei konsequent
Von Fünf- oder Sechsjährigen kannst Du ruhig etwas mehr erwarten. Auch sie benötigen in der Regel noch Aufräumunterstützung durch Mama oder Papa. Trotzdem sollten sie auch in der Lage sein, eigenständig aufzuräumen.
Was machst Du aber, wenn sie nicht aufräumen?
Die beste Lösung: Dein Kind sollte das Gefühl haben, darüber entscheiden zu können. Es muss sich aber auch der Konsequenzen bewusst sein: “Es liegt bei Dir, ob Du Dein Kinderzimmer aufräumst. Ich stoppe die Zeit und wenn Du das Spielzeug in 15 Minuten aufgeräumt hast ist alles gut. Dann gibt’s gleich noch ein Hörspiel oder wir lesen etwas. Wenn nicht, werde ich den Rest selbst aufräumen und für zwei Wochen in den Urlaub schicken.”
Bleibe dabei sachlich und bestimmt, aber positiv. Nimm’ Dein Kind ernst und verdeutliche, dass die Entscheidung bei ihm liegt. Aber: Sei konsequent und ziehe es durch! Kinder testen ihre Grenzen aus und diese aufzuzeigen ist unsere Aufgabe.
9. Stelle eine Belohnung in Aussicht

Die beste Motivation zum Spielzeug aufräumen ist die Aussicht auf das, was noch kommt. Ich versuche darum, den Aufräumprozess als angenehme Aufgabe darzustellen und die Vorteile eines ordentlichen Kinderzimmers klarzumachen. Dazu gehört auch, dass danach Zeit für die schönen Dinge ist. Tatsächlich sind das zumeist die ganz alltäglichen Dinge: “Dann haben wir noch Zeit, drei Kapitel zu lesen” oder “Dann können wir gleich noch eine Folge hören”. Es sind Kleinigkeiten, die ausreichen, damit Dein Kind das Aufräumen positiv wahrnimmt.
10. Lasse das Spielzeug rotieren
Neigt Dein Kind dazu, oft nach ein paar Wochen die Lust am Spielzeug zu verlieren? Dann besorge Dir eine oder mehrere Kisten als Zwischenlager für aussortiertes Spielzeug. Darin kannst Du Spielzeug unterbringen, das in letzter Zeit seltener benutzt wurde. Nach ein paar Wochen kannst Du es dann im Umtausch gegen anderes Spielzeug wieder herausholen. So kannst Du ein Rotationsprinzip entwickeln, damit es Deinem Kind nicht langweilig wird.
Wichtig dabei ist es, Dein Kind mitentscheiden zu lassen, welche Spielzeuge temporär verschwinden sollen.
11. Weniger ist mehr
Unbenutztes Spielzeug ist ausgemistet und alles, was gebraucht wird, ist sinnvoll sortiert. Die Grundordnung im Kinderzimmer steht also. Wichtig ist, dass Dein Kind und Du nicht in alte Gewohnheiten verfallen. Bleibt standhaft! Macht deshalb wenigstens einmal im Jahr eine Bestandsaufnahme und sortiert aus. Und ganz wichtig: Besorge nicht immer wieder neues Spielzeug, das am Ende doch nicht genutzt wird. Kinder sind im Grunde anspruchslos. Weniger Spielzeug bedeutet weniger Aufräumzeit. Und weniger Aufräumzeit heißt mehr Zeit zum Spielen. Wer mehr Zeit zum Spielen hat, ist glücklicher. Und wer glückliche Kinder hat, ist selbst glücklicher!